KI – Sind Siliziumhirne rassistisch?

Situation und (verkürzte) Historie
Gerade in den letzten Monaten wird überall und sehr medienpräsent nach künstlicher Intelligenz und intelligenten digitalen Assistenten geschrien. Auch wenn sich definitiv deutliche Verbesserung bei den produktiv eingesetzten Lösungen abzeichnen (wer kennt noch die nervige Büroklammer in MS Office?) ist es immer noch ein langer Weg. In der Vergangenheit empfand ich es besonders schwierig, das praktische alle sprachbasierten Lösungen (z.B. ChatBots oder Toolhilfen) keinen Kontext kannten und nur dummdödelige Antworten bauten, die entweder vorher manuell konfiguriert oder aus Beispielgesprächen in Chats und öffentlichen Foren generiert wurden. Damit wurde zwar (je nach Aufwand des Trainings) schon sowas wie ein Gespräch erreicht, aber ein Gefühl einer echten Kommunikation ist da nicht aufgekommen. Auch ein eigener Versuch mit einer Chatbot-Lösung zeigte zwar erstaunlich schnell Erfolge, aber eigentlich plapperte das System nur Aussagen von mir wieder nach. Modernere Lösungen werden hier besser, da die Umgebungen zunehmend besser eine Art von Kontextwissen erwerben und damit nicht mehr so einfach am Kommunikationspartner vorbei plappern.

Die neueste Variante nennt sich nun künstliche Intelligenz. Wenn man sich einliest, findet sich dahinter eigentlich immer ein Deep-Learning-Ansatz. Ohne auf Details einzugehen, steht dahinter ein Konzept wo ein Netz an Knoten mit entsprechenden Eingangsdaten darauf trainiert wird, auf gleichartige Eingaben ähnlich zu reagieren und auf neuartige möglichst sinnvoll. Knackpunkt ist hierbei, das es entscheidend auf die Eingabedaten ankommt wie das System am Ende reagiert. Sind die Daten nicht ausreichend umfangreich und nicht hinreichend gleichförmig und strukturiert, kann es zu merkwürdigen Effekten kommen.Das gleiche Problem hatte man übrigens auch, wenn als Basis für ChatBots vorhandene Forenbeiträge verwendet wurden und daraus Antworten generiert wurden. Leider kann man ein trainiertes Netz nicht so einfach korrigieren, indem man unpassende Antwortsätze einfach löscht. Hier muss also auf jeden Fall der Input bereinigt werden.

Gedanken dazu
Das Thema kann in beliebiger Breite und Tiefe diskutiert werden (und muss auch bis zu einem gewissen Grad dringend erfolgen), dennoch stark verkürzt ein Paar Gedanken dazu.
Egal welche Technologie Anwendung findet, die Qualität der Lösung ist stark abhängig von den Eingabedaten. Wenn aber reale Gespräche die (alleinige) Basis darstellen, vielleicht ergänzt um Schlüsselantworten auf Schlüsselfragen, werden zwangsläufig Wertvorstellungen die in den Gesprächen gezeigt werden übernommen. Je nach Hintergrund der beteiligten Personen ist somit klar, dass die Lösung hier stark beeinflusst wird.
Wenn also viele Daten, die schon des Volumen wegen nicht mehr vollständig gefiltert und bewertet werden können, gelernt und angewendet werden, wird das System folglich, z.B. als digitaler Assistent genauso kommunizieren wie die beteiligten Personen. Je nach Datenauswahl wird das System damit mehr oder weniger rassistisch, dominant, chauvinistisch, beleidigend oder sogar kriminell werden, aber definitiv ähnlich wie die Eingaben es waren. Ohne ergänzende Merkmale zur Bewertung sind alle Eingaben gleichwertig und werden auch gleich integriert.
Auch dürften sich verschiedene Gesprächsschwerpunkte ergeben, je nach Input. Um beim Beispiel eines ChatBots zu bleiben: Eine rechtsextremes Forum dürfte einen ausgeprägt rechtsextremen Chatbot ergeben, analog sollte ein Kinderchat hier ganz andere Effekte bewirken. Leider hat sich das schon als richtig erwiesen, da aktuell einzelne Lösungen mit frauenfeindlichen oder rassistischen Antworten aufgefallen sind und in der Form vom Netz genommen wurden.
Bei Analysesystemen stellt sich auch schon vereinzelt heraus, dass es entscheidend auf die Eingangsdaten und auf Begrenzung der Anwendbarkeit ankommt. Wenn z.B. überproportional viele Personen einer Ethnie verhaftet werden und ein Expertensystem mit reinen Falldaten gefüttert wird, kann es z.B. leicht folgern, dass diese Ethnie überproportional zu kriminellen Handlungen neigt.

Was ist daraus zu folgern?
Wie immer ist es wichtig, nicht einfach irgendwelche Daten in möglichst großer Anzahl in ein System zu pressen, nur um ein möglichst gutes Antwortverhalten zu bewirken. Auch muss sehr genau darauf geachtet werden, in welchem Bereich das System aus seiner „Erfahrung“ heraus überhaupt sinnvolle Aussagen liefern kann. Systeme dieser Art haben ebenso wie menschliche Kommunikationspartner eine Verantwortung gegenüber dem Gegenüber und müssen auch für Antworten geradestehen. Da dies für IT-Systeme kaum direkt gelten kann, sind deren Entwickler und Betreiber dafür verantwortlich (und sollten in direkter Konsequenz auch entsprechend haften).
Bei offenen Foren ohne Klarnamenzwang zeigt sich häufig ausgeprägtes asozialen Verhalten (nicht kausal, aber leider häufig in der Praxis wohl aufgrund der schlechten direkten Rückverfolgbarkeit). Wenn sich Lösungsanbieter und Betreiber darauf zurückziehen, das es nicht deren Verantwortung ist was das System tut, obgleich sie bei dessen Entstehung entscheidend beitragen, wird am Ende keiner verantwortlich sein. Und sich auf Unwissenheit zu berufen sollte auch keine Option sein.

Fehlende Verantwortlichkeit darf eigentlich nicht akzeptiert werden, zumal der Anspruch an eine solche Lösung vergleichbar ist wie bei einem menschlichen Akteur. Gerade auch weil diese Lösungen oft menschliche Akteure ergänzen oder sogar ersetzen. Zumindest im Bereich der strafbaren Aspekte und des asozialen Verhaltens ist eine gleichartige Beurteilung zwingend notwendig. Es ist auch kein Grundrecht eines Menschen in dieser Art und Weise zu agieren, ohne die Konsequenzen daraus zu tragen (auch wenn das derzeit bei vielen Leuten die vorherrschende Meinung zu sein scheint).

Stark vereinfacht muss also das Fazit sein, das KI-Systeme und semiintelligente Assistenten genauso rassistisch, dominant, chauvinistisch, beleidigend oder sogar kriminell sind wie deren Ersteller und Betreiber es erlauben. Und das es eine Kernverantwortung bei solchen Umgebungen sein muss, genau in Hinblick auf diese Eigenschaften besondere Sorgfalt walten zu lassen, aber auch für Fehlverhalten gerade zu stehen. Wie es auch im richtigen Leben sein sollte.

Chinaware – Direktbezug, Update 2020/21

Inzwischen bin ich schon viele Monate mit Direktbezug auf China unterwegs (vor allen auch weil für Bastlerteile häufig vergleichbare Angebote im Inland fehlen) und möchte einen früheren Artikel von mir mit den aktuellen Erfahrungen und kommenden Änderungen neu aufgreifen. Die Informationen zum grundsätzlichen Vorgehen und Geschäftsgebaren sind weiterhin gültig und richtig. Es haben sich aber ein Paar Änderungen ergeben in den Rahmenbedingungen, auf die ich hier (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit, nur als eigene Meinung) eingehen möchte.

 

 

Lieferfähigkeit und Lieferzeiten:
Zum einen schlägt sich die Welt ja schon einige Monate mit dem Corona-Virus rum und den diversen Konsequenzen auch auf Wirtschaft und Logistik.
Natürlich hat es hier extreme Einschnitte in die Lieferfähigkeit von Anbietern weltweit gegeben. Und natürlich ist das verständlich und auch nicht zu kritisieren, lediglich festzustellen. In der Bewertung muss allerdings gesagt werden das es damit in den letzten Monaten teilweise einem Glücksspiel geglichen hat, ob eine Bestellung nach Wochen der Bearbeitung in verschiedenen Zuständen der Auslieferung überhaupt je angekommen ist. Wirtschaftlicher Schaden ist mir dabei nicht entstanden, so richtig zielführend war das aber auch nicht. Bestellungen in Deutschland waren auch teilweise um Wochen nach hinten gewandert, aber die Kommunikation war hier zumeist sehr korrekt.

Dies war bei den Chinesischen Kollegen leider nicht so. Zumeist ist eine Bestellung ganz normal bestätigt, dann irgendwann in Transit, dann mehrere Wochen Wartezeit und am Ende der maximalen Lieferzeit (auch trotz teilweise mehrwöchiger Verlängerungen) dann Reklamation und Gutschrift. Damit ist zwar kein Geld verbrannt, wohl aber viel Zeit.

Aktuell zieht die Erfolgsrate hier wieder deutlich an, aber offensichtlich ist ein Totalausfall ein normaler Geschäftsvorgang bei einem erheblichen Anteil der Händler. Damit relativiert sich mein früheres vergleichsweise positives Statement zu diesem Thema etwas und bestätigt die Aussage, das mit einem Totalausfall der Bestellung immer zu rechnen ist.

Versandkosten:
In den letzten Wochen sind die Angebote mit absurd niedrigen Versandkosten erheblich weniger geworden und dann auch nur noch für Kleinstmengen. Dies ist für mich eine richtige Entwicklung, zumal auch die Angebote mit vernünftigeren Versandkosten und dann inklusive Tracking durchaus attraktiv geblieben sind. Allerdings ist der Anteil der Artikel, die durch Versand unattraktiv geworden sind erheblich angewachsen, im speziellen für Zielland Deutschland. Da darf man gespannt sein, wie es hier weiter geht.
Allerdings ist es auch richtig, das ein Versand aus China nicht für die aufgerufenen Versandkosten durchführbar ist oder sein sollte (zumal diese sogar unter den Preisen einer innerdeutschen Lieferung liegen). Da spürt man doch die staatliche Subventionierung oder andere Preisverzerrungen.

Neuerung zum 01. Juli 2021 bei der Einfuhrumsatzsteuer:
Die Deutsche Post hat auf der Webseite angekündigt, das ab 01.07.2021 (ursprünglich 01.01.) der Freibetrag bis 22€ für die Einführumsatzsteuer entfällt und alle Sendungen aus dem EU-Ausland somit uneingeschränkt der Einfuhrumsatzsteuer unterliegen. An den Zollregeln scheint sich nichts zu ändern.
Das erscheint mir auf der einen Seite durchaus richtig, auch die Begründung geht in die gleiche Richtung. Für das Modell des Direktimports hätte es an sich auch nicht unbedingt ein K.O.-Kriterium sein müssen, wenn man nicht die konkrete Handhabung in der Praxis sieht.
Der Zoll will mit dem Stichtag für die Sendungen also die Umsatzsteuer vom Empfänger. Das kann durch DHL erfolgen, sofern die Ware korrekt deklariert ist und eine Rechnung in einer dem Zoll verständlichen und korrekten Form beigefügt ist. In Bezug auf Rechnungen aus China kann ich einige Erfahrungen einbringen und als Fazit sagen, das dies wohl für 80% der Fälle nicht passieren wird (optimistisch geschätzt). Auch würde ich dann zumeist zur Filiale fahren dürfen, mein Paketbote hat hier bestimmt keine Ambitionen als Steuereintreiber tätig zu werden. Die Erlaubnis zur Ablage ist dann ja auch hinfällig. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, das die Post für diese Dienstleistung Geld sehen will, und das wohl mehr als die Steuer an sich kostet und es an theoretischem Einsparpotential gibt.
Die meisten Pakete darf ich dann also im Zollamt selber abholen. Das sind bei mir dann einfach 30Km, viel Zeit und in Summe ein Verlustgeschäft. Außerdem auch völlig uninteressant, da eine Bündelung der Lieferungen kaum funktioniert und ich nicht alle 2 Tage hinfahren kann. Damit dürften sich mit dem jetzigen Geschäftsverhalten der Anbieter die Bestellvolumen doch ziemlich verringern (was ja wohl Sinn der Übung sein dürfte). Eigentlich macht es nur noch Sinn eine solche Bestellung loszutreten, wenn ein europäisches Warenlager genutzt werden kann. Und ein solches Angebot zu finden ist derzeit gar nicht einfach, sogar nicht immer möglich.

Fazit:
So ungern ich das zugeben mag, finde ich an sich die Änderungen richtig. Viele Korrekturen waren dringend fällig und der Vorwurf der Benachteiligung war sicherlich berechtigt.
Leider fehlt mir hier die Möglichkeit diese Zahlungen z.B. online zu leisten und die Zusendung weiter normal über den Zustelldienst zu ermöglichen. Damit wäre zum einen die Fairniss zwischen den Handelswegen gegeben (der nun in der Praxis den Direktimport benachteiligt), zum anderen wäre trotzdem der Direkteinkauf weiterhin in der gewohnten Komfortabilität möglich. Aktuell gehe ich aber davon aus, das der Direkteinkauf für Kleinstmengen zumindest zeitweise uninteressant wird und sich der Handel erst wieder neu ausrichten muss. Die letzten Monate kann man zunehmende Aktivitäten hin zu innereuropäischen Logistikzentren erkennen. Ich vermute, das wird auch die einzige Option sein um als nicht-Eu-Händler überhaupt im Privatsegment zu punkten. Firmen sind hier ohnehin anders aufgestellt und kaum von der Änderung betroffen.
Ärgerlich bleibt dabei die schlechte Sichtbarkeit des Bezugslandes bei den Handelsplattformen. Einzig eBay zeigt bereits bei der Suche und zumeist richtig an, von wo das Produkt verschickt wird. AliExpress als auch Amazon bieten diese Information erst in Produktdetails an, sind aber beide inzwischen sehr stark von chinesischen Händlern durchdrungen. Die Suchfunktionen sind hier leider wenig hilfreich, manchmal sogar irreführend. Hoffentlich wird hier schnell zumindest etwas mehr Transparenz reingebracht. So wie es derzeit läuft empfinde ich das als zunehmend anstrengend.

 

 

 

Chinaware – Direktbezug, Update 2020/21

Inzwischen bin ich schon viele Monate mit Direktbezug auf China unterwegs (vor allen auch weil für Bastlerteile häufig vergleichbare Angebote ...

Chinaware – Überlegungen zum Direkteinkauf

In den letzten Monaten konnte ich viel Erfahrung mit dem Einkauf von Produkten direkt aus China sammeln. Da im Bereich ...

Scheitern als Methode für erfolgreiches Handeln

„Wer nichts macht, macht nichts falsch!“.

Eine bekannte und weitgelebte Aussage, die aus meiner Sicht aber in wichtigen fundamentalen Annahmen falsch ist. In einer Phase der Selbstreflektion (ich spreche nicht über Spiegel!) und immer wieder vorkommenden Zweifeln, ob das eigene Handeln so Sinn macht, ist das ein typischer „Lehrsatz“ der immer wieder hochkommt.

Sowohl in meiner Tätigkeit als selbständiger Dienstleister in Entwicklungsprojekten, als auch in meiner privaten „Bastlertätigkeit“ muss ich immer wieder feststellen, dass es manchmal besser gewesen wäre, eine Aktion oder Aussage in der verwendeten Form zu lassen. Dankenswerterweise sitze ich in Bezug auf Selbstzweifel relativ fest im Sattel , auch weil ich dies so akzeptiere bzw. versuche aus den dann gemachten Erfahrungen zu lernen.

Nach einigen Jahren Lebens- und Berufserfahrung kann ich (zumindest für mich) dazu sagen, dass es genau so richtig ist und der Kenntnisgewinn dabei enorm sein kann. Beispielsweise habe ich in meinen privaten Projekten immer wieder Dinge getan, die (manchmal absehbar) so nicht tragfähig, sinnvoll oder zumindest nicht optimal waren. In der Konsequenz (nach einigem Fluchen über die eigene Dummheit) wurde aber fast immer durch Verbesserung, Umbau oder Wiederverwertung ein manchmal noch deutlich besseres Ergebnis erreicht als es beim Erstversuch überhaupt möglich gewesen wäre. Plus die Kenntnis über Konsequenzen wenn man es anders macht.

Konkret ist z.B. meine Solaranlage von vornherein suboptimal geplant gewesen und hat auch immer noch massive Defizite (im Vergleich zu einer optimalen „Stangenlösung“). Allerdings habe ich inzwischen deutlich mehr Hintergrundwissen zum Thema aufgebaut als man als privater Nutzer sonst erreicht. Dieses Wissen kann ich in anderen Projekten wieder einbringen und gewinne so mittelfristig erheblich mehr als einfach nur ein gutes, aber für mich unverständliches Produkt zu kaufen. Und das Rahmenbedingungen nicht optimal sind, ist leider sehr häufig eher die Regel als Ausnahme. Neben dem Tal der Tränen steht also ein erheblicher Gewinn an Erfahrung und Hintergrundwissen.

Hätte ich das Thema weiterhin einfach vertagt, könnte ich auch keinerlei Fortschritte beim Thema erreichen. Bei manchen Dingen hätten sich auch Zeitfenster geschlossen. Hier kann ich z.B. meine Selbständigkeit nennen. Ich glaube nicht, das ich mit Familie und den aktuellen laufenden Kosten bzw. Rahmenbedingungen einen Start in die Selbständigkeit wagen würde.

Worauf will ich eigentlich hinaus?

Ich möchte dafür werben, das es sehr sinnvoll sein kann, zuerst ein kleines Projekt mit bewussten Fehlern und Schwächen (an die Wand) zu fahren um für ein späteres Projekt nützliches oder erforderlichen Wissen aufzubauen. Einige investierte Euros an Material und Zeit sind oft erheblich billiger als ein schiefgelaufenes Großprojekt oder eine gescheiterte Existenz. Ebenso sollten Projekte ganz bewusst und konsequent reflektiert werden und Erfahrungen für andere Projekte bewusst und verfügbar gemacht werden. Dies ist eigentlich bei den meisten betrieblichen Prozessen so vorgesehen, wird aber in sehr vielen Fällen nicht wirklich gelebt. Privat ist hier eine entsprechende Disziplin und Persönlichkeit gefordert, der Nutzen aber mindestens gleichwertig. Praktisch immer ist es ein Gewinn, ein Scheitern aufzuarbeiten und den eigenen Beitrag zu reflektieren.
Nicht zu vergessen, dass es für das eigene Wohlbefinden wesentlich besser ist, wenn dann zumindest so ein Gewinn aus dem Scheitern gezogen werden kann.
Und ein geplantes Scheitern als Basis für ein erfolgreiches Großprojekt ist ja nicht mal ein Scheitern, sondern Plan.

Frohes und erfolgreiches Scheitern!

Haussolaranlagen – Sozialer Austausch inklusive

Inzwischen sind es ja schon einige Artikel in Bezug auf das Solaranlagenprojekt geworden, daher soll es heute mal um einen ganz anderer Aspekt gehen.

Wenn man ziemlich auffällige Teile wie Solarmodule irgendwohin dübelt, kann man sich der Aufmerksamkeit der Nachbarn und Passanten sicher sein. Auch ist man selber natürlich irgendwie darauf fokussiert, zumal auch für einen selber diese Teile erheblich präsenter sind als z.B. einige hundert Zeilen Code. Dabei ist es auch völlig egal, wie hoch der eigene Anspruch ist und welche Schwierigkeiten dabei gelöst wurden. Ehrlich gesagt sind Solaranlagen rein technisch nicht mehr besonders komplex (zumindest die mit Mikrowechselrichtern). Natürlich muss man vieles beachten, aber die eigentliche Montage ist schon sehr komfortabel und eingängig.

Was aber dabei und danach plötzlich, quasi als Nebenwirkung aufkommt, ist der zufällige Austausch mit ganz unterschiedlichen Leuten.
Bei mir ist das konkret ein befreundeter Bastler, der lustigerweise fast zeitgleich mit mir eine sehr ähnliche Anlage in Angriff genommen hatte. Da wir uns nur so einmal im Jahr zusammenrufen, war das ein ganz lustiger Zufall und dann ein sehr langes Gespräch alleine zu diesem Thema.
Auch der Nachbar, der sich an den Module aussichtstechnisch erfreut, hat sich zu Rahmenbedingungen und Details unterhalten und sich den Aufbau mal im Detail angesehen. Dessen Sohn wiederum hat sich eine kommerziell ausgelegte Anlage aufgebaut, da gab es dann auch wieder einiges an Erfahrungsaustausch. Auch die (teilweise negativen) Erfahrungen mit Dünnschichtmodulen auf seinem Boot waren hier ein Thema. So wie es aussieht hat sich meine Bastelei auch hier ausgewirkt, es da wird wohl demnächst auch eine kleine Anlage aufgebaut.
Mit interessierten Arbeitskollegen ist hier auch immer wieder mal ein kleiner Plausch drin, keine Frage.

Grundsätzlich haben gerade Solaranlagen in der aktuellen Zeit, ähnlich wohl wie E-Autos oder auch (ganz traditionell) Kinder eine sehr ähnliche Wirkung als Gesprächskatalysator. Auch wenn die Meinungen durchaus verschieden sein können, passiert es recht schnell das man ins Gespräch kommt. Es wird sehr schnell klar, dass hier viele Leute darüber nachdenken, aber oft noch keinen Entschluss fällen konnten oder wollten. Und je weiter diese Gedanken schon gegangen sind, desto höher scheint die Motivation sich hier auszutauschen.

Ich finde das persönlich super und habe auch schon viel dabei an Erfahrungen (anderer) gewonnen. Und falls es meinen Gesprächspartnern auch so ging, ebenfalls super. Geplant oder erwartet hatte ich das aber nicht.

Wenn also die Langeweile überhandnimmt, schafft Euch eine Solaranlage an oder ein E-Auto, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn. Zum Thema Kinder empfehle ich aber eine doch weitergehende Prüfung der eigenen Motivation, da das mit der Anschaffung doch weitreichendere Konsequenzen hat als bei den anderen Beispielen.

Aber das wäre dann auch mal wieder echtes DIY, oder?

Videomanie und künstlicher Irrsinn

Ich liebe es im Netz nach neuen Ideen und technisch pfiffigen Umsetzungen zu surfen. Dabei bin ich durchaus flexibel, wie die Dinge präsentiert werden. Gerade bei beweglichen Lösungen ist es aber absolut nachvollziehbar, das eine video-basierte Darstellung besser geeignet ist als diverse Fotos. Auch ist es oft natürlich leichter nachzuvollziehen wie denn nun ein vorgestelltes Teil funktioniert, wenn man es in Aktion oder im Aufbau sehen kann. Ebenso kann eine Erklärung besser verständlich sein als ein ellenlanger Text.

In der Folge bieten sich also Plattformen wie Youtube an und sind auch sehr ausgeprägt in Verwendung. Tatsächlich erreichen viele Leute hier schon sehr professionelles Niveau und bieten gute Unterhaltung gepaart mit ordentlichen Wissenstransfer. Auch neige ich zu der Annahme, das sich hier die Masse an Vorstellungen und Inhalten findet.
Im Vergleich ist ein Blog schlecht sichtbar und ohne multimediale Überarbeitung auch im Vergleich weniger unterhaltsam (ein passender Vergleich wäre wohl ein Buch im Vergleich zu einem Film).

Für mich selbst muss ich allerdings feststellen, dass die Videomanie auch erhebliche Nachteile hat, vor allen wenn die Information nur noch per Video verfügbar ist. Nebenbei: Ein vergleichbares Defizit zeigt sich zunehmend auch bei normalen Nachrichten.

Natürlich versuchen einige Leute von Videos (und nebenläufiger Werbung) zu leben, was wohl durchaus möglich ist (für mich immer noch erstaunlich). Influencer sind ein gutes Beispiel einer Berufsgruppe, deren Geschäftsmodell sich meinem Verständnis weitestgehend entzieht. Vor allen auf der „Kundenseite“ verstehe ich nicht, wie ein derartiges Verkaufsmodell Akzeptanz finden kann. Aber was soll’s , zurück zum Thema.
Es ist damit klar, dass der Aspekt Entertainment hier im Vergleich höher angesiedelt sein muss als bei rein informationsgeleiteten Darstellungen.
Allerdings muss ich mit zunehmenden Entsetzen feststellen, dass diese Leute sich in einem steigenden Anteil und zunehmenden Maßstab wie Wahnsinnige darstellen und (zumindest für mich) eine an sich hochinteressante Idee völlig in den Hintergrund schieben. Das Minimum scheint danach das Sprengen oder Abfackeln der präsentierten Lösung zu sein (oder seiner Umgebung). Das geht dann so weit, dass ich im Vergleich die im Container-TV gezeigten Charaktere fast als Intellektuelle einordnen muss oder diese Youtuber als pathologisch geisteskrank.

Man möge mir eine gewisse Unwilligkeit verzeihen, natürlich dürfen das diese Leute so machen und natürlich darf man sich das in Hirn blasen (tue ich ja auch, oft sogar mit einer gewissen Faszination). Es wäre nur auch toll, wenn diese Infos (ergänzend?) auch in einer anderen Form verfügbar wären und etwas weniger überdreht.

Für mich ist diese Art der Darstellung nichts, ich bleibe old-school bei Texten und erfreue mich trotzdem über gut gemachte Videos anderer Leute.
Auch wenn das im Vergleich sicher weniger unterhaltsam ist. Vielleicht ergibt sich ja dabei mal ein interessanter Meinungsaustausch, das ziehe ich Likes oder tausenden von LOLs oder auch ROFLs vor. Und da ich damit kein Geld verdiene, muss ich mich da auch nicht verbiegen.

Trotzdem: „Bunt ist das Dasein und granatenstark… und VOLLE KANNE, HOSCHI!“ (Filmzitat aus Bill & Ted’s verrückte Reise durch die Zeit)

IOT – Ignoranz, Orientierungslosigkeit, Träumereien

Einer der Gründe, weshalb ich das Hobby der Elektronikbastelei wiederbelebt habe, ist die scheinbare Ignoranz praktisch aller Hersteller im digitalen Umfeld in Bezug auf Kundeninteressen und die aus meiner Sicht extreme Fokussierung auf Kundenbindung per Zwang. Praktisch jeder schafft seinen eigenen Tümpel (aus nachvollziehbaren Gründen) und praktisch niemand denkt über den eigenen Tellerrand hinaus. Dieser Artikel beschreibt nur meine persönliche Meinung dazu. Wer hierzu auch eine Meinung hat kann mir diese gerne per Email zukommen lassen. Das Kommentarfeld lasse ich aber inaktiv, um mir Spams und diverse Rechtsfolgen zu sparen.

Wer sich in den letzten Jahren an der „Digitalisierung“ seiner häuslichen Umgebung versucht hat, ist bis auf Handy, PC, Tablet und SmartTV wahrscheinlich nicht wesentlich hinaus gewachsen.
Mutige Bürger haben sich „semi-intelligente“ Assistenten ins Haus genommen (Alexa und Co lassen grüßen), die ohne jegliche Sicherung hochkonzentriert jeglichen (kostenpflichtigen) Wunsch erfüllen („Alexa, kaufe einen Sportwagen“). Die ganz Harten regeln dann noch die Heizung mit smarten Heizkörperreglern oder lassen sich von multiplen Lichtprogrammen stimmungsgerecht im Fersehsesseln mit SmartTV-Berieselung in den Schlaf begleiten. Unsere Versorger haben sich mit staatlicher Unterstützung an der Zwangsbeglückung mit smarten Energiezählern ebenfalls eingereiht (für die Masse der Betroffenen ohne jeglichen Mehrweit, perspektisch über Jahre hinaus). Küchengeräte haben sich Verbindungsoptionen geschaffen (oft ohne jeglichen Nutzen) und Staubsauger vermessen die Wohnung haargenau zur besseren Orientierung.

Allen angebotenen Lösungen gemeinsam kann man unerstellen, das sie primär dafür gebaut wurden, eine maximale Abhängigkeit zum Hersteller zu schaffen und bei Abkündigung des Produkts, Umstellung auf neue herstellereigene Standards oder einfach Aufgabe des Geschäftsfeldes als Elektroschrott eine neue Karriere zu starten. Ein minimaler Nutzen für den Käufer ist ein notwendiges Übel um die Dinger überhaupt verkauft zu bekommen, nicht aber das wirkliche Produktziel. Auch wenn die Preise für die Geräte oft kaum kostendeckend sein dürften, zeigen die meisten Geschäftsmodelle auf Gewinnpotentiale durch Zusatzdienstleistungen (die oft und gerne ungefragt über „kostenlose“ Probemitgliedschaften untergejubelt werden) oder Datensammlungswut mit Einnahmen in der späteren Verwertung.

Es ist immer noch sehr schwer irgend eine integrierte Lösung zu finden, die wirklich auch mit Fremdsystemen zusammen funktioniert, nicht beliebige Mengen Daten sammelt und auch nicht beliebig viel Angriffsfläche für Missbrauch bietet. Es scheint sich wieder zu zeigen, das nur der Ansatz der Integration in die Marktführersysteme bei den Assistenzsystemen greift um wenigstens funktional einen Mehrwert zu bieten. Kleinere Anbieter oder Bastler schaffen die Interoperatibilität, indem sie die Anbindungen schaffen und damit die Grenzen verschwimmen lassen. Oder eine neue Insel schaffen, die wieder jeglicher Integration trotzt.

Datenschutz ist oft gar kein Thema, entsprechende Grundrechte können oft nur beliebig umständlich und ständiger Wachsamkeit wahrgenommen werden (können Sie Alexa beibringen einfach die Sprachaufnahme nach Verarbeitung ohne Aktion ihrerseits zu löschen?). Daten- und IT-Sicherheit ist dann noch eine Dimension problematischer. Beliebige Verbindungen in irgendwelche Datenclouds irgendwo auf der Welt, keine oder umständliche Sicherheitsupgrades, kurze Produktzyklen nach denen gar nix mehr geht, umfassende Schwächen die Angriffe teilweise schon unverschämt einfach machen und ein Support der mit Kundendiest so gar nichts mehr zu tun hat.

Man muss sich auch mal bewusst machen, wieviel IT schon nur mit PC/Laptop, Smartphone, SmartTV und Router im Haus läuft und wieviel Aufmerksamkeit dieser „Minimumstandard“ eigentlich schon erfordert. Die Komplexität einer IOT-geschwängerten Umgebung dürfte die meisten Normalsterblichen erheblich überfordern, Personen mit entsprechenden Hintergrund eher erschrecken.

Fazit:

Wer heute ein System haben möchte, das wirklich unterstützt und nicht einfach nur Dinge anbietet, die vorher keiner gebraucht hat, baut es sich innerhalb seiner Grenzen selber zusammen oder lässt es einfach bleiben.
Wem es nur um den Spieltrieb geht, hat sicher mit den aktuellen Lösungen Freude (um den Preis weiter eingeschränkter Privatsphäre und dem Potiential beliebiger Schäden an den eigenen Daten).
Alle anderen stellen schnell fest, das ein „Smarthome“ eine Menge Geld verschlingt und am Ende eher einer Frankenstein-Figur gleicht (irgendwie lebendig, die Teile aber in verschiedenen Stadien des Todes) und bleiben bei bewährten Schaltern und Fernbedienungen. Die funktionieren eben auch ohne Cloud, Abos und Zustimmungserklärungen am laufenden Band.

Ich würde mir wünchen das für Hausautomatisierung oder Assistenzsysteme zumindest rudimentäre gemeinsame Vereinbarungen geschaffen werden, um den Schritt in integrative Systeme zu erleichtern und potientiellen Benutzern wirklich einen Mehrwert anzubieten. Nicht aber eine Seenlandschaft aus Inseln mit maximaler Abhängigkeit zu den Herstellern, maximaler Transparenz und beliebiger Angriffsfläche für Hacker.

Träumen darf man ja mal… wahrscheinlich wird es für den „Verbraucher“ einfach nur immer schwerer Geräte zu bekommen die nicht irgendein „pseudosmartes“ Feature bieten, das man nicht braucht und auch nicht haben will.
Und das wir (so man sich dazu noch aufraffen kann) jedes Wochenende damit beschäftigt sind unsere Datenspuren zu beseitigen oder uns über neue Datenschutz-Skandale zu informieren, während wir perfekt auf uns zugeschnitte Werbung ignorieren und unsere Gerätelandschaft versuchen am laufen zu halten.

Bon vojage!

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