Scheitern als Methode für erfolgreiches Handeln

„Wer nichts macht, macht nichts falsch!“.

Eine bekannte und weitgelebte Aussage, die aus meiner Sicht aber in wichtigen fundamentalen Annahmen falsch ist. In einer Phase der Selbstreflektion (ich spreche nicht über Spiegel!) und immer wieder vorkommenden Zweifeln, ob das eigene Handeln so Sinn macht, ist das ein typischer „Lehrsatz“ der immer wieder hochkommt.

Sowohl in meiner Tätigkeit als selbständiger Dienstleister in Entwicklungsprojekten, als auch in meiner privaten „Bastlertätigkeit“ muss ich immer wieder feststellen, dass es manchmal besser gewesen wäre, eine Aktion oder Aussage in der verwendeten Form zu lassen. Dankenswerterweise sitze ich in Bezug auf Selbstzweifel relativ fest im Sattel , auch weil ich dies so akzeptiere bzw. versuche aus den dann gemachten Erfahrungen zu lernen.

Nach einigen Jahren Lebens- und Berufserfahrung kann ich (zumindest für mich) dazu sagen, dass es genau so richtig ist und der Kenntnisgewinn dabei enorm sein kann. Beispielsweise habe ich in meinen privaten Projekten immer wieder Dinge getan, die (manchmal absehbar) so nicht tragfähig, sinnvoll oder zumindest nicht optimal waren. In der Konsequenz (nach einigem Fluchen über die eigene Dummheit) wurde aber fast immer durch Verbesserung, Umbau oder Wiederverwertung ein manchmal noch deutlich besseres Ergebnis erreicht als es beim Erstversuch überhaupt möglich gewesen wäre. Plus die Kenntnis über Konsequenzen wenn man es anders macht.

Konkret ist z.B. meine Solaranlage von vornherein suboptimal geplant gewesen und hat auch immer noch massive Defizite (im Vergleich zu einer optimalen „Stangenlösung“). Allerdings habe ich inzwischen deutlich mehr Hintergrundwissen zum Thema aufgebaut als man als privater Nutzer sonst erreicht. Dieses Wissen kann ich in anderen Projekten wieder einbringen und gewinne so mittelfristig erheblich mehr als einfach nur ein gutes, aber für mich unverständliches Produkt zu kaufen. Und das Rahmenbedingungen nicht optimal sind, ist leider sehr häufig eher die Regel als Ausnahme. Neben dem Tal der Tränen steht also ein erheblicher Gewinn an Erfahrung und Hintergrundwissen.

Hätte ich das Thema weiterhin einfach vertagt, könnte ich auch keinerlei Fortschritte beim Thema erreichen. Bei manchen Dingen hätten sich auch Zeitfenster geschlossen. Hier kann ich z.B. meine Selbständigkeit nennen. Ich glaube nicht, das ich mit Familie und den aktuellen laufenden Kosten bzw. Rahmenbedingungen einen Start in die Selbständigkeit wagen würde.

Worauf will ich eigentlich hinaus?

Ich möchte dafür werben, das es sehr sinnvoll sein kann, zuerst ein kleines Projekt mit bewussten Fehlern und Schwächen (an die Wand) zu fahren um für ein späteres Projekt nützliches oder erforderlichen Wissen aufzubauen. Einige investierte Euros an Material und Zeit sind oft erheblich billiger als ein schiefgelaufenes Großprojekt oder eine gescheiterte Existenz. Ebenso sollten Projekte ganz bewusst und konsequent reflektiert werden und Erfahrungen für andere Projekte bewusst und verfügbar gemacht werden. Dies ist eigentlich bei den meisten betrieblichen Prozessen so vorgesehen, wird aber in sehr vielen Fällen nicht wirklich gelebt. Privat ist hier eine entsprechende Disziplin und Persönlichkeit gefordert, der Nutzen aber mindestens gleichwertig. Praktisch immer ist es ein Gewinn, ein Scheitern aufzuarbeiten und den eigenen Beitrag zu reflektieren.
Nicht zu vergessen, dass es für das eigene Wohlbefinden wesentlich besser ist, wenn dann zumindest so ein Gewinn aus dem Scheitern gezogen werden kann.
Und ein geplantes Scheitern als Basis für ein erfolgreiches Großprojekt ist ja nicht mal ein Scheitern, sondern Plan.

Frohes und erfolgreiches Scheitern!

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