IOT – Ignoranz, Orientierungslosigkeit, Träumereien

Einer der Gründe, weshalb ich das Hobby der Elektronikbastelei wiederbelebt habe, ist die scheinbare Ignoranz praktisch aller Hersteller im digitalen Umfeld in Bezug auf Kundeninteressen und die aus meiner Sicht extreme Fokussierung auf Kundenbindung per Zwang. Praktisch jeder schafft seinen eigenen Tümpel (aus nachvollziehbaren Gründen) und praktisch niemand denkt über den eigenen Tellerrand hinaus. Dieser Artikel beschreibt nur meine persönliche Meinung dazu. Wer hierzu auch eine Meinung hat kann mir diese gerne per Email zukommen lassen. Das Kommentarfeld lasse ich aber inaktiv, um mir Spams und diverse Rechtsfolgen zu sparen.

Wer sich in den letzten Jahren an der „Digitalisierung“ seiner häuslichen Umgebung versucht hat, ist bis auf Handy, PC, Tablet und SmartTV wahrscheinlich nicht wesentlich hinaus gewachsen.
Mutige Bürger haben sich „semi-intelligente“ Assistenten ins Haus genommen (Alexa und Co lassen grüßen), die ohne jegliche Sicherung hochkonzentriert jeglichen (kostenpflichtigen) Wunsch erfüllen („Alexa, kaufe einen Sportwagen“). Die ganz Harten regeln dann noch die Heizung mit smarten Heizkörperreglern oder lassen sich von multiplen Lichtprogrammen stimmungsgerecht im Fersehsesseln mit SmartTV-Berieselung in den Schlaf begleiten. Unsere Versorger haben sich mit staatlicher Unterstützung an der Zwangsbeglückung mit smarten Energiezählern ebenfalls eingereiht (für die Masse der Betroffenen ohne jeglichen Mehrweit, perspektisch über Jahre hinaus). Küchengeräte haben sich Verbindungsoptionen geschaffen (oft ohne jeglichen Nutzen) und Staubsauger vermessen die Wohnung haargenau zur besseren Orientierung.

Allen angebotenen Lösungen gemeinsam kann man unerstellen, das sie primär dafür gebaut wurden, eine maximale Abhängigkeit zum Hersteller zu schaffen und bei Abkündigung des Produkts, Umstellung auf neue herstellereigene Standards oder einfach Aufgabe des Geschäftsfeldes als Elektroschrott eine neue Karriere zu starten. Ein minimaler Nutzen für den Käufer ist ein notwendiges Übel um die Dinger überhaupt verkauft zu bekommen, nicht aber das wirkliche Produktziel. Auch wenn die Preise für die Geräte oft kaum kostendeckend sein dürften, zeigen die meisten Geschäftsmodelle auf Gewinnpotentiale durch Zusatzdienstleistungen (die oft und gerne ungefragt über „kostenlose“ Probemitgliedschaften untergejubelt werden) oder Datensammlungswut mit Einnahmen in der späteren Verwertung.

Es ist immer noch sehr schwer irgend eine integrierte Lösung zu finden, die wirklich auch mit Fremdsystemen zusammen funktioniert, nicht beliebige Mengen Daten sammelt und auch nicht beliebig viel Angriffsfläche für Missbrauch bietet. Es scheint sich wieder zu zeigen, das nur der Ansatz der Integration in die Marktführersysteme bei den Assistenzsystemen greift um wenigstens funktional einen Mehrwert zu bieten. Kleinere Anbieter oder Bastler schaffen die Interoperatibilität, indem sie die Anbindungen schaffen und damit die Grenzen verschwimmen lassen. Oder eine neue Insel schaffen, die wieder jeglicher Integration trotzt.

Datenschutz ist oft gar kein Thema, entsprechende Grundrechte können oft nur beliebig umständlich und ständiger Wachsamkeit wahrgenommen werden (können Sie Alexa beibringen einfach die Sprachaufnahme nach Verarbeitung ohne Aktion ihrerseits zu löschen?). Daten- und IT-Sicherheit ist dann noch eine Dimension problematischer. Beliebige Verbindungen in irgendwelche Datenclouds irgendwo auf der Welt, keine oder umständliche Sicherheitsupgrades, kurze Produktzyklen nach denen gar nix mehr geht, umfassende Schwächen die Angriffe teilweise schon unverschämt einfach machen und ein Support der mit Kundendiest so gar nichts mehr zu tun hat.

Man muss sich auch mal bewusst machen, wieviel IT schon nur mit PC/Laptop, Smartphone, SmartTV und Router im Haus läuft und wieviel Aufmerksamkeit dieser „Minimumstandard“ eigentlich schon erfordert. Die Komplexität einer IOT-geschwängerten Umgebung dürfte die meisten Normalsterblichen erheblich überfordern, Personen mit entsprechenden Hintergrund eher erschrecken.

Fazit:

Wer heute ein System haben möchte, das wirklich unterstützt und nicht einfach nur Dinge anbietet, die vorher keiner gebraucht hat, baut es sich innerhalb seiner Grenzen selber zusammen oder lässt es einfach bleiben.
Wem es nur um den Spieltrieb geht, hat sicher mit den aktuellen Lösungen Freude (um den Preis weiter eingeschränkter Privatsphäre und dem Potiential beliebiger Schäden an den eigenen Daten).
Alle anderen stellen schnell fest, das ein „Smarthome“ eine Menge Geld verschlingt und am Ende eher einer Frankenstein-Figur gleicht (irgendwie lebendig, die Teile aber in verschiedenen Stadien des Todes) und bleiben bei bewährten Schaltern und Fernbedienungen. Die funktionieren eben auch ohne Cloud, Abos und Zustimmungserklärungen am laufenden Band.

Ich würde mir wünchen das für Hausautomatisierung oder Assistenzsysteme zumindest rudimentäre gemeinsame Vereinbarungen geschaffen werden, um den Schritt in integrative Systeme zu erleichtern und potientiellen Benutzern wirklich einen Mehrwert anzubieten. Nicht aber eine Seenlandschaft aus Inseln mit maximaler Abhängigkeit zu den Herstellern, maximaler Transparenz und beliebiger Angriffsfläche für Hacker.

Träumen darf man ja mal… wahrscheinlich wird es für den „Verbraucher“ einfach nur immer schwerer Geräte zu bekommen die nicht irgendein „pseudosmartes“ Feature bieten, das man nicht braucht und auch nicht haben will.
Und das wir (so man sich dazu noch aufraffen kann) jedes Wochenende damit beschäftigt sind unsere Datenspuren zu beseitigen oder uns über neue Datenschutz-Skandale zu informieren, während wir perfekt auf uns zugeschnitte Werbung ignorieren und unsere Gerätelandschaft versuchen am laufen zu halten.

Bon vojage!

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